Galadriel – die Hüterin

Galadriel - die Hüterin
Galadriel – die Hüterin

Galadriel, die Sindarin-Form von Altáriel, wurde so genannt, seitdem Celeborn sie so rief.

„Herrin des goldenen Waldes“ oder wie manche Menschen und Zwerge glauben: Hexe – so ruft Galadriel niemand.

Ausgenommen Celeborn und auch Gandalf. Doch das gehört nicht hier her.

Ihr Dasein war mehr als nur ein Zeitalter lang bestimmt von Sorge und auch von Trauer.

Doch das muss sich jetzt ändern.  Hiermit übergebe ich das Wort an Galadriel selbst.

Denk ich an Doriath …

Sorge und Trauer, ja, der alte Tom hat Recht.

Sorge und Trauer, obwohl es immer wenigstens eine Macht gegeben hat, die mir einen kleinen Schutzraum des Friedens hatte wahren können.

In Doriath, die Gemeinschaft von Melian, wo ich Celeborn lieben lernte – nun da waren es eben Melian, die Mutter, wie auch ihr Gemahl, der Vater von Luthien. Ich mochte Luthien gern, wer mochte sie nicht! Und ich bewunderte sie für ihren Mut, sich ihrem Vater zu widersetzen.

Sie ahnte oder sogar wusste, dass sie Beren würde helfen können in seiner Not, allein in den Landen und Mauern von Morgoth. Und weder die Angst vor Morgoth noch die vor ihrem Vater konnte sie hindern, zu tun, was sie aus ganzem Herzen zu tun begehrte.

Sie war stärker als ihr Vater, sie kam nach ihrer Mutter und eine solche Mutter wollte ich meiner Tochter auch einmal werden.

Frieden dank Elessar

Als Gandalf nach vielen Jahren der Niederlagen und Unruhen, die Celeborn und ich nach dem Untergang von Beleriand in Mittelerde erlitten hatten, den Elessar, als also Gandalf mir den Elessar in die Hände gab, war ich erleichtert. Endlich konnte ich mich selbst schützen.

Endlich hatte ich die Kraft, mir und den meinen einen Ort des Friedens zu erschaffen. So wurde ich die Herrin des Goldenen Waldes.

Endlich Frieden! Doch es war ein kleiner Frieden, das wusste ich. Denn ich bin Galadriel, was so viel heißt wie die „mit einem Strahlenkranz gekrönte Maid“.

Und so tat ich alles und Celeborn mit mir, die Sehnsucht nach Frieden auch in die Herzen all derer zu strahlen, die nicht im Goldenen Wald lebten.

In die Herzen der Menschen, der Zwerge, der Elben in anderen Wäldern und Zufluchtsorten.

Meine unglückliche Tochter

Und so auch in das Herz meiner Tochter. Die uns verlassen musste als sie nach Bruchtal, zu Elrond, ging.

Ich sorgte mich um sie, Bruchtal war weit, auf der anderen Seite des Nebelgebirges, und die Ringe, die wir nun zu hüten bestimmt wurden, Elrond, Gandalf und ich, waren mächtig, das ja.

Doch einseitig in ihrer Kraft. Anders als der Elessar, der Wunden jeder Art zu heilen vermochte. In den richtigen Händen, dazu komme ich gleich.

Und so gab ich meiner Tochter, als sie ging, den Elessar. Sie zu schützen. Doch ich hatte etwas übersehen, etwas das ich wohl nicht hatte sehen können, so nah er mir immer gewesen war.

Der Elessar schützte meine Tochter nicht. Sie verließ sich wohl darauf, dass er es täte. Sie ging allein in die Wälder – oh hätte ich nicht gefehlt in meiner Sorge um mein Kind.

Schmerzlich und mit mehr Trauer bezahlt als ich aufbringen konnte, musste ich also erfahren, dass der Elessar nur jene schützte, die sich selbst schützen wollen. Er tut, glaube ich jetzt, nur das, was jener der ihn trägt, von Herzen selber will.

Sie gab mir den Elessar zurück, bevor sie Mittelerde verließ. Und vielleicht ist es das Schicksal meiner Tochter, das mich zweifeln lässt, ob Aragorn, zumal ein Mensch, obwohl kein gewöhnlicher, ob Aragorn dem Elessar gewachsen sein wird.

Frieden will er Mittelerde bringen. Das ja und er begehrt dies sehr. Nur deshalb gab ich ihn den heiligen heilenden Smaragd, der so lange in meiner Obhut sicher war.

Doch kann er denn verstehen, was Frieden zu schenken bedeutet? Was Frieden alles bedeutet? Wie groß diese Aufgabe ist? Kann er es überhaupt verstehen können?

Er ist mit sich selbst nicht im Frieden.

Das seltsame Ich der Menschen

Arwen, die Tochter meiner Tochter, wird nicht glücklich werden. Nicht, wenn sie ihn, Aragorn, zum Manne nimmt und seine Königin wird.

Sie wird sterben, wie ein Mensch – um bei ihm zu sein. Doch sie wird Aragorn nicht glauben, nicht ihm darin folgen können, dass das Sterben der Menschen einen geheimen Sinn hat. Einen, den nur die Menschen kennen.

Sie wird, anders als die Menschen, nicht diese geheime Macht in sich spüren. Nicht im Leben und nicht im Sterben. Denn das tun sie, die Menschen. Sie kommt, diese Macht, von ihrem ICH.

Eine seltsame Macht, die nur die Menschen kennen, wenn man mal Melkor ausnimmt.

Arwen aber ist der Abendstern unseres Volkes, sie kennt und liebt unser Volk. Sie hat nichts anderes, aus dem sie eigene Hoffnung und Macht schöpfen könnte.

Arwen weiß das, doch sie will es nicht wissen. Und Aragorn ebenso wenig. Und doch sieht er es und es nagt an ihm.

Ich, Galadriel, aber weiß natürlich, dass Gandalf alles tun wird, mich aus Mittelerde fort nach Valinor zu locken. Nun, da die letzte Schlacht geschlagen ist. An deren Erfolg er übrigens als einziger von allen, die ich hören konnte in der Ferne, nie zu zweifeln schien.

Und den Menschen vertrauen. Solle ich. So mahnt er mich in seinen Träumen. Und einmal sagte er, da war Aragorn noch jung und er schaute auf diesen jungen Menschen, dem sein Schicksal zu schwer erschien, um es tragen zu können, damals schon.

Gandalf schaute auf Aragorn und redete zu mir: Sie werden alles daran setzen, um Frieden mit ihrem seltsamen, wie Du sagst, ICH zu erringen. Nichts ist ihnen so wichtig als eben dies, sich mit sich selbst zu versöhnen.

Glaube mir, Galadriel, ich kenne die Menschen. Wir aber misstrauen dem Ich der Menschen. Und deshalb, hohe Frau, können wir ihnen nicht helfen. Ich nicht und auch Du, die stolze und alle schützen wollende Galadriel nicht.

Nun ja. Dass Gandalf es leid ist, Sonnenlauf um Sonnenlauf in immer demselben Körper eines alten Mannes durch Mittelerde zu wandern, erwähnte er dagegen nie. Dass er Mittelerde deshalb verlassen will. Doch bin ich mir sicher, dass er sich sehr danach sehnt, diesen Körper endlich verlassen zu können.

Denn mir geht es ebenso. Auch wenn mein Körper der einer stolzen und schönen Frau ist, auch wenn man in fern und nah nicht so sehr Galadriel, sondern die Grazie ihrer Höhe, den Zauber ihres Haares verehrt … ach was rede ich, ich bin es leid, das muss niemand verstehen.

Nun, ich werde auf Gandalf hören. Wenn, wenn Celeborn hier bleibt. Wenn er an meiner statt den Elessar in seinen Augen behält. Denn er kann dies ebenso gut wie ich, die gold-silber gelockte Galadriel.

Quellen von „Galadriel, die Hüterin“:

Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / elessarion.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © elessarion.de

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