Melkor will Schöpfer oder gar nicht sein

Tom Bombadil, der Meister, erzählt. Über jenen, der Schöpfer oder gar nicht sein will. Und auch über drei mutige Menschen.
Tom Bombadil erzählt von Melkor, der Schöpfer oder gar nicht sein will. Und über drei mutige Menschen.

Schöpfer oder gar nicht sein. So spricht Melkor von sich, wenn er spricht.  Tom Bombadil entschließt sich, Aragorn unter vier Augen zu sagen, wem die Stimme im Elessar gehört. Die Gelegenheit scheint günstig. Doch bemerkt Tom sofort, dass er einen Fehler begangen hat.

Melkor ist ein Valar

Schöpfer oder gar nicht sein, das ist Melkors Motto. Schon immer gewesen.

Doch was wird Aragorn dazu sagen? Er scheint mir der schwerste Brocken.

Die beiden jungen Menschen, der sanfte Faramir und die wilde Eowyn, haben nicht so viel zu verlieren wie der König.

König Elessar, den ich seit einigen Jahren immerhin schon als Aragorn und als den Waldläufer Streicher kenne.

Ja, ich werde es ihnen, den drei Menschen, jetzt schon sagen. Bevor, und wer weiß, wann das sein wird, Gandalf kommt.

Sieh dir das an! Will ich grad zu Aragorn sagen. Doch er schaut eh zu den beiden Winkenden am Ufer. Sie haben etwas entdeckt, dort auf dem Stein am Ufer. Faramir und Eowyn, und sie sind aufgeregt, glaube ich. Einen Fetzen Stoff, wenn mein Auge mich nicht täuscht.

Aragorn geht nur zwei Schritt in ihre Richtung und zuckt kaum merklich mit den Schultern. Er sieht wohl aus der Entfernung, dass dieser Fetzen nicht zu Gandalf gehört. Nach dem er Ausschau hält. Er ist grün, der Fetzen, grasgrün, garantiert nicht von Gandalf.

Aber Eowyn gibt keine Ruhe. Es sieht ganz danach aus, als ob wir uns jetzt mit diesem Stückchen Stoff beschäftigen werden. Die Zeit könnte knapp werden. Wenn Gandalf kommt … wer weiß, wie Gandalf reagiert. Auch wenn er es leichter verstehen könnte. Jetzt, jetzt sag ich´s ihm. Allein. Das könnte leichter sein.

Es bleibt noch unter uns – gibst Du mir das zu? Sag ja und ich sage dir den Namen zu der Stimme. Du weichst mir ja eh nicht von der Seite. Wie sich sehe.

Es bleibt unter uns. Du bestimmst, darauf mein Wort, von mir kein Wort.

Rumtanzen und ein bisschen spielen mit Hoffnungen und Ängsten, das passt jetzt nicht. Zum Ernst der Sache nicht und zu unserem tapferen König nicht. Ich sag es es gerade heraus. So wie es aus meinem Mund kommt. Ich bin gespannt:

Melkor. Der Name zu der Stimme ist Melkor.

Aragorn wird leichenblass. Sofort. Kreideweiß. Als hielte er die Luft an und vermutlich tut er das auch.

Verdammt, alter Tom, das hast Du nicht erwartet. Melkor sagt ihm was. Das ändert die Lage. Denn er wird Melkor mit Morgoth verwechseln. Das tun fast alle, die seinen Namen kennen, obwohl dieser Name auf alle Zeiten ins Vergessen fallen musste. Aber wohl nicht tat.

Was nun? Verdammt, ich habe falsch angefangen und zurück drehen kann ich sie nicht, die Zeit. Was immer ich jetzt sage, es ist falsch. Ich sehe es an seinen Augen. Er ist in Panik. So habe ich ihn noch nie gesehen.

Mein Herz schlägt bis zum Hals und ich kann nichts anderes tun als lauschen, welch rettender Gedanke mir nun kommen mag. Da ist er – und raus damit, alter Tom, jetzt wird gesprochen!:

Melkor, Aragorn, IST ein Valar. Es ist Melkor, wie er sein sollte, ein Schöpfer eigentlich, wenn Du verstehst, was ich meine.

Aragorn runzelt die Augenbrauen und wie Nicken sieht das, wie er seinen Kopf bewegt, nun wahrlich nicht aus. Aber ein klein wenig Farbe kommt auf seine Stirn, Nase und die Wangen zurück.

Alle Achtung. Auf den Träger des Elessar ist Verlass. Es bleibt unter uns, hat er mir versprochen. Und so handelt er, wie ich nun sehe. Was da auch kommen mag.

Der Stofffetzen

Und schon ist Eowyn bei uns und hält uns das grüne Stück Stoff unter die Nase.

Seht ihr das, es muss von einer Frau stammen!

Aragorn nickt Eowyn anerkennend zu und nimmt den Fetzen in die Hand.

Er glitzert und das Licht schimmert durch ihn, ja, es ist Kleiderstoff. Doch er ist nicht raus gerissen aus einem Kleid. Seht ihr das? Seht, er löst sich auf in meinen Händen. Er wird immer kleiner. Seht!

Weg ist er, er hat sich in Nichts aufgelöst, seltsam, das kenne ich nicht, auch nicht von Goldbeere, die ihr altes Kleid in den Fluss wirft, bevor sie sich ein neues webt mit ihren schmalen Fingern. Doch Goldbeere´s Kleider sind aus Blumen, dieses hier war von anderer Art, keine Blumen jedenfalls und viel feiner gewebt, nicht mit den Händen.

Und Faramir, noch immer am Ufer, winkt uns wieder, zu ihm zu kommen. Das werden wir jetzt wohl tun, wobei ich vor allem unseren König im Auge behalten will.

Warum er keine Anstalten macht, den Elessar zurück zu bekommen von mir, verstehe ich nicht. Er tut so als wäre nichts. Und ich muss jetzt acht geben, ja das werde ich wohl. Dass mir nichts entgeht.

Jetzt ist er verschwunden, eben war er noch da, ganz bestimmt. Ein Schal, würd ich meinen, rot war er. Und ich wollte ihn holen.

Aragorn zeigt Faramir seine leeren Hände und nickt.

Ja, holen wollte ich den Schal an´s Ufer, doch es war unmöglich. Als wäre da eine Wand zwischen mir und dem See. Die nicht zu sehen ist.

Eowyn scheint zu nicken, glaube ich, doch Aragorn hockt schon am Ufer und hält mühelos seine Hand in die See.

Ja, die Hand, das konnte ich auch!

Und ich auch! Aber versuch mal zu schwimmen!

Aragorn nimmt Anlauf. Wieso eigentlich nicht? Glaubt er den beiden nicht?

Und weit kommt er auch nicht. Noch bevor sein Fuß das Wasser berührt, bleibt er wie angewurzelt stehen und geht langsam rückwärts, den Kopf schüttelnd.

Und das wusstest Du?

Aragorn sieht mich an, wütend, zweifelnd, ich glaube, er traut mir nicht. Nicht mehr traut er mir, er will mir nicht glauben. Seltsam, wie Menschen sich die Welt erklären. Schöpfer sind ihnen unheimlich. Glaube ich.

Quellen von „Schöpfer oder gar nicht sein“:

Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / elessarion.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © elessarion.de

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