Ich bin der Meister, der Älteste, Tom Bombadil.
Zunächst nur der Meister des Lebens oder was das gleiche ist, der Lust zu leben, obgleich das nicht wenig ist.
Doch ich wollte auch das Leben im Kleinen und Kleinsten sein, in den Wassertropfen und im Windhauch, in den Würzelchen und wenn möglich, der glimmenden Feuer auch.
Das aber musste eine lange Reise sein und ich ahnte, dass diese kleinen Wesen des Lebens sich vervielfachen und wandeln würden, sobald es Wesen geben würde, die sprechen.
Und so auch jetzt: Da ich der Älteste bin, gibt es niemanden, der mir das Wort erteilen könnte.
So bin denn ich der Worte-Erteiler und Aufmunterer für alle meine Freunde. Und versorge, wenn nötig, auch mich selbst mit der Aufmerksamkeit, die ich brauche, wenn ich etwas zu sagen habe.
Tom Bombadil – der Meister, ja ganz genau. Das bin ich.
Der Meister also bin ich und als solcher, das ist mir wichtig, klein.
Und tief vertrauend, in diesem Vertrauen lebend mit meiner Gefährtin: Goldbeere.
Wir sind eins und zwei und vertrauen einander bei jedem Schritt. Und unser Kind, denn ohne Kind wird das nichts mit der Liebe, wurde Melkor.
Unsere Wahlfamilie: Melkor, Goldbeere und ich
Unser Kind, ja würde ich schon sagen, der Wildfang, der er war, vom ersten Tag an, da ich ihn wiedersah, nach langer Zeit. Auf dieser Seite des Meeres hier.
Welche Gestalten auch immer er spielte, in welchen er lauschte und suchte und sprechen zu lernen begehrte. Wir brauchten manchmal, Goldbeere und ich, Zeit. Doch schließlich konnten wir, etwas zumindest meist, verstehen.
Ausgenommen Morgoth. Doch der zählt nicht hier her. Denn diese Gestalt anzunehmen war ein große Fehler.
Ein Moment der Schwäche, von Melkor. Der Misserfolg seiner Existenz, ausgelöst durch die Silmarilli, die ihm so wichtig waren.
Deren Macht er, von deren Macht er, nahezu ahnungslos übermannen sich ließ. Und nur das was zu retten war, noch retten konnte als er entfloh: Sich selbst.
So kam er zu mir. Und brachte Goldbeere mit.
Goldbeere konnte aus seinem Raunen, das für mich nur Rauschen der Blätter war, Wort ähnliche Gebilde erlauschen. ICH raunt es, meine ich, in tausend Sprachen und es klingt so herzzerreißend, dass es einen Sinn geben muss. Sagte sie und ich sang mit dem Raunen der Blätter, was Goldbeere so sehr gefiel, dass sie in meinen Wäldern blieb.
Ich, Tom Bombadil, aber hatte dank der beiden, die nun meine Gefährten wurden, das Singen entdeckt und konnte mich nicht genug wundern über die Kraft, die in klingenden Worten lag.
Tom Bombadil, rief meine Goldbeere, was tust Du da! Was für ein Unsinn! Doch sie lachte dabei, denn sie wusste mit den Jahren, dass ich spielen musste, um zu verstehen.
Und so wurden wir alt, wir beide, Goldbeere und ich, und starben, wenn unsere Körper zu schwach geworden waren. Und kamen zurück auf diese feste Erde in neuen Körpern.
Eigentlich ist nur dieses das Geheimnis meiner vielen Namen. Doch die Aufgabe, die wir uns gestellt hatten, war, uns die Freude am Leben zu hüten und zu nähren.
Dies schien, wie uns schien, Zwergen wie Menschen und sogar den Hobbits, und Elben sowieso, immer schwerer zu fallen. Die Freude zu leben, die Freude zu sterben. Um ein neues Spiel zu beginnen. Was Melkor ständig tat. Nur war auf ihn kein Verlass.
Oder vielleicht schon, nur wir verstanden seinen Rhythmus zu leben und zu sterben nicht.
So entschlossen wir uns, Goldbeere und ich, klein und im Kleinen stets zu bleiben. Dass Melkor wenigstens sich auf uns verlassen konnte. Uns immer wieder finden würde. Solange er nicht anders konnte. Mit dem Elessar, sagte er manches Mal, würde sich das ändern.
Nun, wir werden sehen. Schön wäre es ja. So lustig es sein kann, in kleiner Gestalt sich gierigen Blicken entziehen zu können – so wünschten wir uns doch ein paar mehr von Grund auf heitere Wesen als Gesellschaft. Für die wir nicht klein sein mussten, dass sie uns mochten.
Quellen von „Der Meister – Tom Bombadil“:
Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / elessarion.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © elessarion.de