Melkor – Herr des Widerspruchs

Melkor - Herr des Widerspruchs
Melkor – Herr des Widerspruchs

Melkor ist von Anfang an bei uns.

Und doch kann ich über ihn wenig sagen, was mit Sicherheit wahr wäre.

Es sei denn, doch wer weiß, ob ich mich nicht auch darin irre: Melkor spricht nicht.

Eine seltsame Angewohnheit für jemanden, der sich Melkor, „Herr des Widerspruchs“ nennt.

Und auch ich nannte ihn so, ich, der ihn wohl am besten kannte, ausgenommen vielleicht Goldbeere.

Ich, Melkor, erfuhr vom Elessar schon in jenem Moment als er von Luthien und Beren ersonnen ward.

Sie hielten den einen Silmaril, den sie dem schwarzen Herrn der Welt, Morgoth, abgerungen hatten, in den Händen und waren verzweifelt, wie mir schien.

Sie erkannten wohl, dass auch sie, selbst sie, dem Fluch, der auf den Silmarilli lag, erlegen waren.

Doch das wird Luthien selbst erzählen wollen.

Von mir wussten sie nichts, wie niemand von mir wusste, ausgenommen Tom Bombadil.

Ich hörte und sah durch den Silmaril, den sie in den Händen hielten. Und ich hätte auch mit ihnen sprechen können, sie nach dem Elessar, den sie sich wünschten, fragen können.

Doch ich tat es nicht. Zu sehr war ich damit beschäftigt, was nun aus mir werden würde. Denn ich hing an diesem einen Silmaril, an diesem einen, der nicht in der Krone von Morgoth war, ein klein wenig in Sicherheit vor dem schwarzen Herr der Welt. Der mich, Melkor, vergessen hatte.

Sie würden sterben, bald. Luthien hatte schnell ihre jugendliche Anmut verloren als sie den Silmaril bei sich auf ihre Insel behalten hatte. Obwohl ihre Mutter, Melian, zu ihr geeilt war, sie gewarnt hatte. Nun, sie wird es selbst erzählen.

Es war zu spät nun für die beiden, sie wollten zusammen bleiben, einer mit dem anderen. Doch ob das nun noch möglich war, nachdem sie versagt hatten, wussten sie nicht.

Hätte ich mit ihnen gesprochen, wäre mir manch Zweifel und Umweg erspart geblieben. Doch ich fürchtete wohl, soweit ich meinen Erinnerungen trauen kann, dass sie den Silmaril vernichten würden. Also schwieg ich und gelangte mit dem Silmaril zurück nach Doriath.

Schon gut, ich halte mich kurz und schweige mich über Doriaths Ende aus. Die Tochter des Sohnes der beiden überlebte und so kam ich an den Ort, an dem Elwing, so hieß Luthiens Enkelin, auf Eärendil traf. Und so lag ich oder besser meine Ohr und meine Zunge, der Silmaril, Seit an Seit mit dem Elessar. Elwing und Eärendil hielten beide in den Händen.

So hätte es bleiben können, denn ich hätte mich nicht entscheiden müssen. Es blieb nicht so und dann war es zu spät. Ich verlor beide. Zum Schweigen verdammt bis ich den Elessar wieder treffen würde. Dann müsste ich weiser sein.

So sagte mir Tom Bombadil. Der mir versprach, die Ohren zu spitzen. Und bis dahin hieß es lauschen. Denn dieses immerhin konnte ich auch ohne einen Zauberstein wie die Silmaril oder den Elessar.

Überall wo grüne Bäume wuchsen, war auch ich. In jedem Blatt, in jedem Grün. Fast so sehr wie zuvor den Silmaril ersehnte ich nun den Elessar. Oder mehr noch, aber anders. Ich weiß nicht, wie viele Menschenleben lang.

Bis ich eines Tages Tom Bombadil singen hörte, der Elessar käme zurück. Nach Mittelerde. In den Händen eines Zauberers und ich sah ihn – groß und grün mit dem goldenen Licht wie ich ihn kannte.

Doch der Zauberer, heute unter den Namen Mithrandir und Gandalf bekannt in Mittelerde, verschloss ihn vor mir. Als ahnte er meine Anwesenheit, als spürte er mein Begehren. Und da ich nicht sprechen konnte …

Und so verschwand der Elessar im Goldenen Wald, wo er für mich weitere viele Menschenleben lang unerreichbar war.

Tom Bombadil aber lachte und trällerte ein Lied, das davon sang, dass es nun Zeit für mich werde,  sprechen zu lernen. Ohne ein Mensch zu sein, würde das nichts. Er hätte mir das schon immer gesagt.

Quellen von „Melkor, Herr des Widerspruchs“:

Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / elessarion.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © elessarion.de

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